Die Frühlingsboten im Ötztal

Der Winter im Ötztal ist lang und schneereich. Was Wintersportler freut, ist für die Vegetation eine echte Herausforderung. Denn die Zeit zum Wachsen, Blühen und Fruchtbringen beschränkt sich auf wenige Monate. Peter Grüner, Wanderführer und Naturliebhaber, zeigt uns heute die ersten Frühlingsblumen.

Huflattich: gelbe Sonnensterne

Peter Grüner ist das ganze Jahr über in den Bergen rund um Sölden unterwegs. Er kennt jede Pflanze, jeden Baum beim Namen. Eine der ersten Frühlingsblumen, die er uns zeigt, ist der Huflattich. Zuerst kommen die goldgelben Blüten, die auf ihren Stängeln in 10 – 30 cm Höhe schon von weitem leuchten. Die ausdauernde, krautige Pflanze aus der Familie der Korbblütler bevorzugt trockene, warme Standorte bis in eine Höhe von 2.300 Metern. Oft findet man sie an Weg- und Straßenrändern und auf Schutthalden.

Im Ötztal blüht der Huflattich je nach Höhe von Februar bis April. Die langstieligen, grundständigen Laubblätter erscheinen erst nach der Blüte. Sie sind 10 – 20 cm breit, gezähnt und herzförmig. Die Blattunterseite ist weiß-filzig und hat ein stark sichtbares Blattadernnetz. Wurden die Blätter früher häufig bei Hustenreiz oder zum Lösen von Schleim als Tee eingesetzt, blüht ihnen heute manchmal ein anderes Schicksal, denn sie sind auch als „Wanderers Klopapier“ bekannt, wie Peter schmunzelnd bemerkt.

Kurzstieliger Enzian: so blau

Ein paar Schritte weiter hat Peter schon den nächsten blühenden Frühlingsboten entdeckt, den kurzstieligen Enzian. Der heißt so, weil seine Blüten aussehen, als kämen sie direkt aus dem Boden. Diese Enzianart wird nur etwa 10 Zentimeter hoch, man findet sie auf sonnigen bis halbschattigen Matten und auch in steinigem Gelände. Die Farbe der trichter- oder kelchförmigen Blüten ist ein wunderschönes Dunkelblau, der Blütenschlund ist grünlich-gelb gefärbt. Die Blätter sind lanzettartig geformt und sattgrün.

Die Enzianblüten, die sich teppichartig über die Wiesen ausbreiten, sind allerdings nicht das Material, aus dem der Enzianschnaps gemacht wird. Peter Grüner klärt uns auf: Dafür werden andere Enzianarten wie der Gelbe Enzian, der Tüpfel-Enzian oder der Purpur-Enzian verwendet. Außerdem werden nur die Wurzeln, fein gehackt, gebrannt. Für einen Liter braucht man rund 60 Wurzelstöcke, das Sammeln ist streng limitiert. Wieder was gelernt. Wir freuen uns an den blauen Blütenkelchen und wandern weiter.

Alpenglöckchen: einfach zauberhaft

Als nächstes stolpern wir beinahe über ein ganz zartes Blütenköpfchen. Es ist violett, nur etwa 10 Millimeter lang und seine trichterförmige Blüte ist bis zur Mitte fransenförmig eingeschnitten, was ihm ein recht keckes Aussehen verleiht. Das Alpenglöckchen, wie Peter es sofort benennt, ist eine seiner Lieblingsblumen. Es wächst auf kalkhaltigem, steinigem und oft noch schneebedecktem Boden. Ganz korrekt heißt das Gewächs, dessen Blätter und Blüten einem dicken Rhizom entspringen, Alpen-Soldanelle.

Kein Wunder, auch diese Pflanze ist krautig und ausdauernd, in dem Rhizom kann sie lange Wasser und Nährstoffe speichern. Hummeln und Schmetterlinge gehören zu den ersten Gästen, die Blüten nach dem langen Winter besuchen. Im Ötztal findet man das so zarte und doch so zähe Blümchen von April bis Juni in allen Höhen bis etwa 3.000 Meter. Es steht, wie viele andere Alpenblumen, übrigens auf der Liste der geschützten Pflanzen. Pflücken oder ausgraben ist streng verboten – und ein Foto tut’s doch bestimmt auch.

Küchenschelle: supergiftig

Ja, auch diese alpine Frühlingsblume aus der Familie der Hahnenfußgewächse ist streng geschützt. Denn ihr ganzes Gift nützt ihr nichts, wenn ihre Lebensräume immer mehr eingeschränkt werden. Sie ist eine typische Trockenpflanze, die nur in sommerkühlen Gegenden und auf kalkhaltigem Boden gedeiht. Bienen und Hummeln umschwärmen die außen zottig behaarten, blauen Blüten, die im halb geschlossenen Zustand einem Glöckchen oder einer Kuhglocke ähneln.

Glocke, Schelle – das klingt logisch, aber wie kommt die Küche in den Namen? Peter kennt natürlich die Antwort. Aus der Kuhschelle wurde aufgrund der geringen Größe der Pflanze die Verkleinerungsform Küh-chen-schelle, im Laufe der Zeit ergab das den Namen Küchenschelle. Die giftige Pflanze hat trotz aller Schönheit nichts in der Küche verloren, das ist uns jetzt auch klar. Wir könnten Peter noch stundenlang zuhören, aber unser Ausflug neigt sich leider schon wieder dem Ende zu.

Zu guter Letzt …

Frühling im Ötztal und Föhntage, das gehört zusammen. Von März bis Mai häufen sich nördlich der Alpen deutlich die Föhntage, warme Luft kommt aus dem Mittelmeerraum über die Berge und entfacht im kalten Norden ein Blütenfest. Was den Menschen manchmal Kopfschmerzen bereitet, ist der Auftakt für einen grünen Alm- und Bergsommer mit unzähligen wunderschönen Blumen und Pflanzen. Wie wär’s mit einem Sommer-Bergurlaub und einer Entdeckungstour mit Peter Grüner?

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