Hirsch, Wurzeln und Kürbis

Beim Wandern im September und Oktober kann man im Ötztal stattliche Hirsche bei der Brunft beobachten. Das markante „Röhren“ ist weithin zu hören. Im Alpengasthof Grüner kommt der Hirsch allerdings auf den Tisch – wir verraten heute das liebste Rezept von Gastgeber Matthias, direkt zum Nachkochen.

Dass schon vor 9000 Jahren Jäger das Ötztal auf der Suche nach Beute durchstreift haben, belegen unter anderem die Gletschermumie „Ötzi“ und Fundstellen von steinzeitlichen Rastplätzen, die noch heute besichtigt werden können. Gämsen, Murmeltiere und Hirsche erlegten die geschickten Jäger mit Wurfspeeren oder Pfeil und Bogen. Das Braten, Räuchern und Trocknen erforderte großen Aufwand, das Ergebnis war zweifellos weit von dem zarten Hirschschnitzel entfernt, das Matthias Grüner so sehr liebt.

Wildfleisch hat bis heute in der alpinen Küche einen hohen Stellenwert. Allerdings reichen die heimischen Abschüsse in freier Wildbahn nicht aus, um die Nachfrage nach gesunden und köstlichen Wildgerichten im Ötztal zu befriedigen. Hirsche, Mufflons und Wildschweine werden heute gerne in ausgedehnten Gehegen gehalten, um für den gewünschten Nachschub in der Küche zu sorgen. Der Herbst ist die Zeit, in der junge, kräftige Tiere aus der Herde genommen werden – Wildgerichte stehen jetzt auf den Speisekarten.

Wild in bester Gesellschaft

Traditionell werden Wildgerichte gerne mit reichlich Wurzelgemüse zubereitet. Sellerie, Karotte, Petersilwurzel und Pastinake sind seit Jahrhunderten schmackhafte und gesunde Begleiter, ob in gebratenem oder gekochtem Zustand. Wurzeln, die botanisch übrigens zu den Rüben zählen, können auch auf höherliegenden Flächen angebaut und den ganzen langen Winter über gelagert werden. In alpinen Tälern wie dem Ötztal waren sie – neben dem Sauerkraut – im Winter oft die einzigen Vitaminlieferanten.

Mit der Entdeckung Amerikas im 15. Jahrhundert änderte sich auch der Speiseplan der Europäer Schritt für Schritt. Kartoffeln, Tomaten und Kürbisse überquerten den Atlantik, wurden neugierig bestaunt und verkostet! Kürbisse zählten bei den Urvölkern Mittel- und Südamerikas schon seit vielen Jahrhunderten zu den beliebtesten Lebensmitteln, in Europa galten die fleischigen Vitaminbomben lange als Arme-Leute-Essen. Das süß-feine Aroma von Kürbissen passt, wie wir heute wissen, allerdings perfekt zu Wildfleisch.

Hirschmedaillons
Gipeltraum

Wildtiere im Ötztal entdecken

Im Ötztal, insbesondere im Naturparkgebiet, können zahlreiche Wildtierarten in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet werden. Im rund 380 Quadratkilometer großen Naturpark Ötztal sind die „Big Five“ zu Hause: Gämsen, Steinböcke, Murmeltiere, Steinadler und Bartgeier. Mit einer „Nature Watch Tour“, in Begleitung eines ausgebildeten Guides und ausgerüstet mit einem hochwertigen Fernglas, kommen Sie den scheuen Gebirgsbewohnern ganz nahe. Wer gerne jagt, kann im Ötztal auch selbst einen Abschuss vornehmen.

Viel zu erfahren gibt es auf dem Lehrweg „Auf den Spuren der Wildtiere“ an der Bergstation der Acherkogelbahn in Hochötz. Insgesamt gibt es zehn verschiedene heimische Tierarten auf Infotafeln zu entdecken. Und im Winter kann der Lehrweg sogar auf Skiern befahren werden: Von der Abfahrt Nummer 9 führt ein Abzweig zum spannenden Ausflug ins Reich der Wildtiere. In Tirol haben wildlebende Tiere übrigens ganz besonders viel Platz: Rund ein Viertel der Fläche des Bundeslandes Tirol ist als Naturpark ausgewiesen.

Matthias Grüners liebstes Wildrezept

Hirschschnitzel mit Kräuterpanier (4 Portionen)

Zutaten

600 g Hirschfleisch (Schale)

Panier:
150 g Schwarzbrotbrösel
1 EL Rosmarin (gehackt)
1 EL Thymian (gehackt)
50 g glattes Mehl
3 mittlere Eier

Salat:
200 g lila Erdäpfel
200 g Weißkraut
200 g Rotkraut
250 g Sauerrahm
40 ml weißer Balsamico
3 EL Krenpaste (Meerrettich)

Cognac-Preiselbeeren:
100 g Preiselbeerkompott
2 EL Cognac
————————————-
Salz, Butterschmalz

Zubereitung

Schritt 1:
Für den Salat Erdäpfel in Salzwasser kochen, abgießen, schälen und in Scheiben schneiden.
Weiß- und Rotkraut in feine Streifen schneiden, salzen und kurz ziehen lassen. Sauerrahm, Balsamico und Kren vermischen.
Dressing mit Kraut und Erdäpfeln vermischen, Salat salzen.

Schritt 2:
Fleisch in Schnitzel schneiden, Schnitzel flach klopfen. Für die Panier Brösel mit Kräutern mischen.
Fleisch salzen, in Mehl, verschlagenen Eiern und Bröseln panieren.

Schritt 3:
Butterschmalz erhitzen, Schnitzel darin schwimmend goldbraun backen, herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen.

Schritt 4:
Preiselbeerkompott mit Cognac verrühren. Hirschschnitzel mit Erdäpfel-Krautsalat und Cognac-Preiselbeeren servieren.

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