Gesunden Hollerblütensaft selbst herstellen

Von Mai bis Ende Juni kann man sie sehen und riechen: die weißen, süß und angenehm duftenden Blüten des Holunderstrauchs. Wer in der Frühlingssonne gerne einen „Hugo“ genießt, der weiß, dass dieser einen guten Schuss Holunderblütensirup enthält. Wir verraten Ihnen, wie sie den Sirup selbst herstellen können.

Beliebter Wildstrauch – der Holunder

Bevor es ans Sammeln der Blüten und an die Herstellung des Holundersirups geht, lesen Sie ein paar Fakten über diese mystische, von allerlei Aberglauben umwobene Pflanze, die gerne und gutmütig auf beinahe jedem Boden, oft in der Nähe von Häusern, wächst. Pflanzt man einen Holler (wie er in Österreich heißt) in seinen Garten, dann wählt man meist einen „Sambucus niger“, also einen Schwarzen Holunder. Von diesem gibt es in Baumschulen Ertragssorten, die überreich blühen und fruchten.

Fühlt sich der Hollerstrauch wohl, wird er bis zu 20 Jahre alt, bis zu 15 Meter hoch und erreicht einen Stammumfang von rund 25 Zentimetern. Er liebt es, auf Wasseradern zu stehen, wächst meist strauchförmig, kann aber durch Schnitt auch als Baum erzogen werden. Im Frühling verwöhnt er uns mit Blütenständen, in denen viele Blüten – wie auf einem Teller angeordnet – nebeneinanderstehen. Im September und Oktober reifen die schwarzen Beeren, die ebenfalls in der Küche verarbeitet werden können

Beliebter Wildstrauch - der Holunder

Holla, die Waldfee! Sagen unterm Hollerbusch

Der Holunderstrauch wurde schon in der Antike als natürliche Apotheke hoch geschätzt. Vielleicht ranken sich auch deshalb so viele Mythen und Legenden um die Hollerstaude. Die nordische Mythologie ließ Freya, die Beschützerin von Haus und Hof, im Hollerstrauch wohnen. Andernorts wurde Holla, die Göttin der Quellen und Brunnen, unter dem Hollerbusch um Fruchtbarkeit gebeten. Auch Frau Holle, diesmal als Erdgöttin, wurde mit dem Gewächs in Verbindung gebracht. Vielleicht „schneit“ es ja Holunderblüten?

Im Holunderbusch wohnten bei Griechen, Römern und Germanen je nach Vorstellung gute oder böse Geister, man sah sein Vorkommen als Heils- oder Unheilszeichen. Wo er geschätzt wurde, pflanzte man ihn stets in die Nähe des Hauses. Frauen umschlangen den Strauch beim Wunsch nach Kindern, das Grünen von Stecklingen auf Gräbern wurde als Zeichen gesehen, dass der Verstorbene im Jenseits gut angekommen war. Bis heute sitzen im Kinderreim „Ringel, ringel, reihe“ am Schluss alle unterm Hollerbusch!

Naturapotheke Hollerstaude

Jeweils zum Wechsel der Jahreszeiten versorgt uns der Hollerbusch mit Vitaminen und wertvollen Inhaltsstoffen. Im Frühling sind es die Blüten, im Herbst die Beeren. Die Blüten werden in der Volksmedizin vor allem getrocknet als Tee verwendet.

Dieser hilft bei Erkältung, Fieber, Asthma und Rheuma. Er wirkt schweißtreibend, krampflösend und entzündungshemmend. Außerdem soll er bei Erschöpfungszuständen, Schlaflosigkeit und Depressionen hilfreich sein. Die Wirkstoffe der Blüten werden auch im Sirup konserviert.

Die reifen Beeren, die im rohen Zustand leicht giftig sind und zu Erbrechen führen, enthalten jede Menge Vitamin C. Als Saft, Gelee oder Kompott (Hollerkoch) versorgen sie uns im Herbst und Winter auf köstliche Weise mit dem lebenswichtigen Vitamin. Wem der Geschmack der schwarzen Beeren etwas zu streng ist, kann diese zum Beispiel mit Johannisbeeren mischen – so schmeckt der Saft bzw. Sirup besonders fruchtig und gut.

Tipp: Sammeln Sie Blüten und Beeren möglichst fernab von befahrenen Straßen!

Holunder-Rezepte für Zuhause

Holunderblütensaft

Zutaten
3 l Wasser, 21 große Hollerblüten, 2 Orangen, 3 Zitronen, 100 g Zitronensäure (Apotheke), 3 kg Zucker, Etwas Weingeist (96 %)

Zubereitung
Hollerblüten im Wasser ansetzen. Saft von Orangen und Zitronen sowie Zitronensäure beifügen. 24 Stunden abgedeckt bei Zimmertemperatur stehenlassen, danach abseihen. Zucker einrühren, bis dieser sich aufgelöst hat. In saubere Flaschen abfüllen. Ein wenig Weingeist obenauf gießen und verschließen. Kühl und dunkel lagern.

Hollerkoch (Holunderbeerenkompott)

Zutaten
500 g Hollerbeeren, 150 g Zucker (am besten brauner Rohrzucker), 3 Gewürznelken, 3 EL Mehl, 3 EL Milch, 125 ml Wasser, 2 Zimtstangen

Zubereitung
Holunderbeeren in einem weiten Topf mit Wasser und Gewürzen zum Kochen bringen. Danach Gewürze entfernen. Anschließend passieren (z. B. mit der Flotten Lotte). Zucker einrühren und alles noch einmal aufkochen lassen. Milch und Mehl versprudeln und das Hollerkoch damit binden. Lauwarm servieren – schmeckt perfekt zu Kaiserschmarrn!

Holunderbeerensaft

Zutaten
Holunderbeeren, Wasser, Pro Liter gefiltertem Saft 200 g Zucker.

Zubereitung
Holunderbeeren in einen Topf geben, mit Wasser bedecken und kurz aufkochen lassen. Danach durch ein Filtertuch abseihen. Pro Liter Saft nun 200 g Zucker zugeben. Nochmals kurz erhitzen, rühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Sofort in vorher heiß gespülte Flaschen abfüllen. Dunkel und kühl lagern.

Wandern durch die Natur

Sommergetränk Hugo

Zutaten für ein Glas
150 ml Prosecco oder Weißwein
100 ml Mineralwasser, stark sprudelnd
2 cl Holunderblütensirup
3 Blätter Minze
2 Eiswürfel

Zubereitung
Direkt im Glas vermischen oder im Shaker kurz rühren (nicht schütteln!) und ins Glas gießen, Minze nachträglich hinzufügen.

Zu guter Letzt …

Fragen Sie auf Almen und in Berggasthöfen ruhig nach selbstgemachtem Holunderblütensirup, Hollerkoch und Hollerküchl, das sind in Palatschinkenteig gebackene Hollerblüten. Die müssen Sie in Ihrem nächsten Urlaub im Ötztal unbedingt probieren!


Urlaub im Ötztal

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