Die „Königin der Alpen“ im Ötztal

Sie kann bis zu tausend Jahre alt werden und bis zu dreißig Meter hoch. Sie übersteht sibirische Kälte und hält dem Wetter auf 2.850 Metern Seehöhe stand. Ihr Holz hat erstaunliche Eigenschaften und wirkt angeblich gesundheitsfördernd. Wir begeben uns auf die Spur eines ganz besonderen Baumes, der Zirbe.

Saftige Wiesen laden zum Träumen ein

Der Obergurgler Zirbenwald ist einer der größten geschlossenen Zirbenbestände Tirols. Auf 1.950 bis 2.100 Metern weisen einzelne Exemplare auf dem 20 Hektar großen Areal ein Alter von über 300 Jahren auf. Beim Wandern auf dem 2,1 Kilometer langen Themenweg kann man allerlei über den Wunderbaum der Alpen erfahren. Start und Ziel des Ausflugs in die Welt der uralten Bäume ist David’s Hütte in Obergurgl. Die rund 150 Höhenmeter und die Gehzeit von 1,5 Stunden machen den Weg zu einem familienfreundlichen Ziel.

Am besten macht man sich in Begleitung eines Wanderführers des Naturparks Ötztal auf den Weg, denn der kann jede Menge Geschichten über die Zirbe erzählen.

Vorgestellt: Ihre Majestät Pinus cembra, genannt Zirbe, Zirbel oder Arve

Bergwanderführer Peter Grüner zeigt uns, woran man die Zirbe leicht erkennen kann: Ihre weichen und gar nicht stacheligen Nadeln stehen in Büscheln am Ast. Bei älteren Bäumen kann man auch die Zirbenzapfen erkennen, die für die Herstellung des köstlichen Zirbenlikörs verwendet werden.

Die Fakten sind erstaunlich: Das Kieferngewächs, das während der letzten Eiszeit aus Sibirien in die Alpen „eingewandert“ ist, erreicht eine Stammdicke von bis zu 1,7 Metern. Und älter als die „Queen Mum“ der Alpen werden nur noch Eiche und Eibe. Temperaturen von weniger als 40 Grad minus steckt sie mit einem leichten Knarren weg. Ihr Holz ist das leichteste aller Nadelbäume und zeichnet sich durch leichte Verarbeitbarkeit und den einzigartigen Duft aus.

Behagliche Stunden am Kamin

Die gesundheitsfördernde Kraft der Zirbe: Mythos oder Wahrheit?

Wer immer von den auf die Gesundheit positiv wirkenden Eigenschaften der Zirbe spricht, beruft sich auf die rund 40-seitige Studie des Joanneum Research Instituts bei Graz. Angeblich verlangsamt der Schlaf in einem Zirbenbett bzw. der Aufenthalt in einem Zirbenzimmer den Herzschlag und spart so pro Tag eine Stunde Herzarbeit.
Fakt ist: Seit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 100.000 Jahren wird das Holz der Zirbe von Menschen genützt und es werden ihm beruhigende und heilende Eigenschaften zugesprochen. Zirbenholz wird antibakteriell, gegen Pilze und behindert die Entwicklung der Kleidermotte.

Nachgefragt: Was macht das Zirbenholz so besonders?

„In einer Zirbenstube wird nicht gestritten“, sagt uns ein alter Ötztaler Hüttenwirt. Hatte man in früherer Zeit etwas zu diskutieren, ging man in die Stube, die traditionellerweise mit Zirbenholz ausgekleidet war. Und viele Menschen schlafen in einem Zirbenzimmer einfach tiefer und fester. Man muss keiner Theorie anhängen, um zu wissen, was man fühlt. Das sieht auch Matthias Grüner so. Und deshalb gibt es im Alpengasthof Grüner die Juniorsuite Zirbe samt Zirbenbett und –möbeln sowie Wandverkleidung.

„Die Wirkung soll jeder selbst ausprobieren“, meint der Gastgeber mit einem Lächeln.

Junior Suite Zirbe
Gipeltraum

Wie verbreitet sich die Zirbe eigentlich? Und was ist ein Graatschelar?

Es gibt nur einen einzigen Vogel, der in der Lage ist, mit seinem überaus kräftigen Schnabel die kleinen Zirbennüsse aus dem Zapfen zu hacken. Der Tannenhäher, auf Ötztalerisch Graatscher oder Graatschelar genannt, sammelt die Nüsschen in seinem Kehlsack. Mit bis zu hundert Samen fliegt er von Versteck zu Versteck, um seinen Wintervorrat anzulegen. Doch kein noch so kluger Vogel kann sich die ganzen Orte merken. Und so wachsen im Frühjahr aus den vergessenen Nüsschen neue Zirben!

Der Ötztaler Name Graatscher ist herrlich lautmalerisch. Hört man den Rabenvogel schreien, ist ganz klar: der graatscht! Im Obergurgler Zirbenwald, der Teil des UNESCO Biosphärenparks Gurgler Kamm und seit 1963 Naturdenkmal ist, kann man den fleißigen Sammler beobachten – und am Themenweg noch mehr erfahren, vom Murmeltier bis zur Gletscherkunde.

Prost, Gemeinde: Anstoßen mit einem echten Zirben

Die gesammelten Zapfen, in Scheiben geschnitten, mit Honig oder Kandiszucker in Korn angesetzt, verwandelt das Sonnenlicht innerhalb von wenigen Wochen in köstlichen Zirbenlikör. Die leuchtend rote Farbe, der Duft nach Harz und Wald und der einmalige Geschmack lassen selbst an kalten Winterabenden den sommerlichen Zirbenwald vor dem inneren Auge auftauchen. Selbstverständlich wird diese lokale Spezialität auch im Alpengasthof Grüner gereicht. Wir bedanken uns bei Peter und Matthias, stoßen mit unseren „Stamperln“ an und genießen einen Schluck echtes Ötztal. Bis zum nächsten Mal!

Peters Tipp für Zirbenfreunde

Erst auf dem Themenwanderweg durch den Obergurgler Zirbenwald spazieren (Anfahrt mit dem öffentlichen Bus – mit der Ötztal Premium Card kostenlos), dann in David’s Hütte „marenden“ (Brotzeit genießen). Danach im Grüner Wellnessbereich relaxen und den Abend an der Bar mit einem Zirben beschließen.


Hier geht es zu unserer Juniorsuite Zirbe!

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