Viehscheid im Tiroler Ötztal

Drei bis sechs Monate lang war das Vieh auf den Almen. Im September heißt es in Sölden: „Da Summa isch umma“. Die Nächte sind am Berg schon empfindlich kalt und auf den Almen wird das Vieh aufgekranzt. Im Tal warten die Bauern auf ihre Rinder, Schafe und Ziegen. Und die Festvorbereitungen sind in vollem Gang.

Es ist noch gar nicht so lange her…

…da zogen im Frühsommer die Hirten, Senner und Hüttenwirte hinauf auf die Almen im Ötztal. Dort oben findet das Vieh kräuterreiche Almwiesen, an deren Vielfalt es sich richtig sattfressen kann. Frische Luft, viel Bewegung und Sonne sorgen für die Gesundheit, Muskelkraft und Trittsicherheit der Tiere. Für die Menschen auf der Alm sind die Tage voller Arbeit, aber auch voller schöner Erlebnisse. Kaum einer, der sich am Ende der Almsaison nicht schon wieder hinaufsehnt.

In Tirol gibt es 2.100 Almen mit mehr als 100.000 Rindern, 70.000 Schafen und 5.000 Ziegen. Seit Jahrhunderten werden unzählige Schafe sogar aus dem benachbarten, im Sommer sehr trockenen Südtirol durch das Schnalstal hinüber ins saftig-grüne Ötztal aufgetrieben. Heute ein Medienspektakel allererster Klasse. Das Ötztal ist jedenfalls das „schafreichste“ Tal im ganzen Bundesland. Man begegnet den neugierigen Wollträgern beim Wandern auf Schritt und Tritt.

Die Heimkehr: der Almabtrieb in Sölden

Der Tag steht bevor, an dem das Vieh seine weiten, sonnigen Almwiesen verlassen muss und ins Tal abgetrieben wird, wo es den Winter im Schutz der Ställe verbringen wird. Ist während des Almsommers kein Tier zu Schaden gekommen, wird der Almabtrieb besonders festlich und feierlich begangen. Die Rinder werden für die Heimkehr kunstvoll geschmückt. Die Kranzkuh, die der Herde vorangeht, trägt den größten Kopfschmuck aus Blumen, Kräutern und Latschenkieferzweigen, der meist als Krone gestaltet ist.

Mit Heiligenbildern und Kreuzen an der Vorderseite des Kopfschmucks wird der Schutz des Himmels angerufen. Spiegel und Glocken dienten einst zur Abwehr böser Geister und sind bis heute Teil des traditionellen Kranzes. Stundenlang geht es nun von den Höhen hinab ins Tal, wo Bauern, Dorfleute und viele Gäste schon erwartungsvoll die Straßen und Festzelte füllen. Tiere, die von Gemeinschaftsalmen zurückkehren, werden bei der „Viehscheid“ ihren rechtmäßigen Besitzern übergeben. Und dann wird gefeiert!

Almabtrieb in Sölden
Dem Himmel ganz nah

Das Fest zum Almabtrieb: Dank und Freude

Die Erleichterung über die glückliche Heimkehr aus dem Almsommer ist groß. Vieh, Hirten und Senner werden überschwänglich begrüßt, wie es sich im Ötztal gehört, natürlich mit Musik! Tanz, Musik und Brauchtum wie das „Goasslschnalzen“ sind traditionell Bestandteile der Feste in Sölden/Zwieselstein und an anderen Orten im Ötztal. Die Frauen und Männer tragen ihre Festtagstrachten, in den Wirtshäusern wird üppig aufgekocht und das Bier darf ruhig in Strömen fließen.

Nach dem Almabtrieb kehrt hoch oben in den Bergen die Stille ein, die nur vom Wind und dem Ruf eines Wildvogels unterbrochen wird. Schon bald legt sich eine weiße Decke auf die knorrigen Almhütten, die jetzt für lange Zeit verwaist sein werden. Allerdings dauert es auch nicht lange, bis die Skifahrer die Sommeralmen erobern, die jetzt zur Skipiste werden oder Skitourengehern das Herz aufgehen lassen. Und während die Murmeltiere tief unter der Erde schlafen, ziehen die Gämsen weiter durchs Ötztal, als wäre nichts gewesen.

Der Alpengasthof Grüner Veranstaltungs-Tipp:

Schäferfest mit Preisrichten in Sölden am 24. September 2016

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